
Die EKW C-3603 - ein Stück Schweizer Luftfahrtgeschichte
Wie bei allen Projekten, zuerst ein paar Worte zur Geschichte dieses Flugzeuges.
Die EKW (Eidgenössiche Konstruktions Werkstätten) C-36 ist ein Schweizer Mehrzweckkampfflugzeug. Zu Beginn war ein Bau dieses Flugzeuges eher nicht geplant. Die Schweizer Fliegertruppen benötigten einen Nachfolger für die in die Jahre gekommenen Fokker C.V -E. Für den Einsatzzweck Geleitschutz, Aufklärung und Jagdeinsatz stellten die EKW 1935 zwei Vorschläge vor. Zum einen eine Modifikation des Doppeldeckers EKW C-35, zum anderen eine komplette Neuentwicklung. Dieser Eindecker mit Endscheibenleitwerk hiess C-36.
Der Entwurf C-36 wurde fallengelassen, da die Streitkräfte für die Rolle Geleitschutz und Mehrzweck erneut zu einem ausländischem Muster tendierten, genauer das deutsche schwere Jagflugzeug Messerschmitt Bf110 und die französische Potez 63. Die Einsatzrolle "Abfangjagd" wurde durch die deutsche Konstruktion Messerschmitt Bf109-E und die in Lizenz gebaute Morane 3800 geleistet. Zum Ersatz der Fokker C.V-E wurden sodann 80 EKW C-35 geordert.
Die Beschaffung der ausländischen Muster scheiterte jedoch und der Entwurf C-36 wurde wieder aus der Schublade gezogen und 1938 der Prototypenbau in Auftrag gegeben. Bereits im Mai 1939 flog der erste Prototyp die C-3601.Hier das Photo eines Windkanalmodells
(source Internet, copyright unbekannt)
Diese C-3601 war mit einem Hispano-Suiza 12YCrs Motor (850 PS) ausgestattet welcher seine Kraft an einen Verstellpropeller ubertrug. Das Flugzeug besass ein festes Fahrwerk mit Radverkleidungen. Leider ist dieser Prototyp durch Tragflächenflattern in der Erprobung zerstört worden. Der zweite Prototyp mit "constant speed"-Propeller (Hispano-Suiza 12Y-51 1.000PS) war erfolgreicher und wurde im Jahre 1940 mit diversen Änderungen, wie z.B. Einziehfahrwerk produziert. Diese (Null)Serie umfasste 10 Flugzeuge und lautete C-3603-0. Von der Serienversion C-3603 wurden insgesamt 142 Stück in Emmen gebaut.Je nach Quelle, zusätzlich 6 weitere Stück aus Ersatzteilen in den Jahren 1947-48. Die C-3603 verfügte über eine geringere Spannweite mit 13,75 Meter (Ursprung 3601 mit 15,10 Meter).
Hier ein zeitgenössisches Flugbild gegen Ende des Krieges. Das Flugzeug ist in dunkelgrün gehalten und trägt die sog. Neutralitätsstreifen
(source Internet)
Die C-3603 wurde als Aufklärungsflugzeug und Jagdbomber eingesetzt überlebte den Krieg und blieb bis 1952 im operationellen Einsatz bei den Schweizer Fliegertruppen.
Hier ein zeitgenössisches Bild in typischem Nachkriegskleid.
(source Internet)
Bewaffnet war die C-3603 mit einer 20mm Oerlikon Motorkanonen, 2 * 7,5mm MG in den Tragflächen und als Defensivbewaffnung ein Zwillings-MG im hinteren Cockpit. 20 Flugzeuge aus dieser Serie wurden zu Schleppflugzeugen umgebaut. Diese modifizierte Serie nannte man C-3603-1.
In den 60ern Jahren wurden 23 (24) überlebende C-3601 mit Restsstunden auf der Zelle auf eine Propellerturbine umgebaut. Diese "Serie" flog unter der Bezeichnung C-3605 und blieb bis 1988 im operationellen Einsatz. Von dem "Nasenbär" C-3605 sind noch 4 flugfähige Exemplare bekannt.
Von der C-3603 mit Hispano-Suiza 12 Zylinder gibt es nur noch 3 Exemplare. 2 davon (C-534 und C-537) stehen in Schweizer Museen.
Die einzigste flugfähige C-3603 mit Hispano-Suiza Aggregat ist die hier vorgestellte C-36 mit der Seriennummer 327. Dieses Flugzeug war in der Schweiz mit der Kennung HB-RBI registriert. Im November 2012 hatten wir die Chance diese Rarität zu erwerben und zu uns in die Werft zu verbringen. Unser Auftrag war klar umrissen, nämlich dieses Flugzeug zu restaurieren und wieder in Topzustand in die Luft zu bringen.
Mittlerweile ist das Projekt abgeschlossen. Die C-3603 wurde an einen Schweizer Enthusiaten verkauft, welcher im September 2014 das fantastische Flugzeug bei der AIR14 "100 Jahre Schweizer Luftfahrt" in Payerne dem breiten Publikum vorstellen konnte.
November 2012
Das Flugzeug ist bei uns in der Werft und wird demontiert



Ein Blick ins Cockpit des Doppelsitzers

Blick auf den 12 Zylinder Reihenmotor Hispano-Suiza Y12

Motorendetails
EKW C-3603-1 D-FRBI - Hispano Suiza Y12
Cockpitdetails an der C-3603-1

linke Cockpitseite des Pilotenraumes


Cockpitdetails , Instrumentenbrett


Flächenanschluss und Fahrwerksdetail

und noch mal das Rumpfwerk und der wunderschöne Hispano


Dataplates

Arbeit für Ralf, die Lackierung des Tragwerkes wird großflächig ausgebessert

Mitte Dezember, das Flugzeug wird wieder teilmontiert.
Der schlanke Rumpf täuscht, das Flugzeug ist mit seinen 13 Metern Spannweite ein beeindruckendes Stück Schweizer Aviatik Geschichte

das Fahrwerk


das Landelicht in der Flächennase und die Montage des Höhenleitwerkes


Impressions

Rekonstruktion des Beobachter- und Bordschützensitzes durch unser Blechnerteam

Viele kleine Detailarbeiten am Fahrwerk und den Kühlsystemen des Motors

"Strafarbeit" , das Sichern der Schrauben im Doppelleitwerk der C-36


Details an der C-36

Januar 2013

Detailarbeiten am Kühler. Allein dieser ist schon ein Kunstwerk für sich

insights .... Wasserkühler close up

Unser Mitarbeiter Sebastian Frei beim Verschlauchen des Triebwerks - auch der Innenausbau geht zügig voran.

Gesamtansicht und der große Landeschweinwerfer mit Blendschutz am Tragwerk

Landeklappenanlenkung



Februar 2013
viele kleine Detailarbeiten am Flugzeug


April 2013
Die ersten Testläufe erfolgten am 03.04.2013. Elmar Meier hat das Aggregat gezündet. Alles dicht, keine Unauffälligkeiten. Das Team ist zufrieden



April 2013
Restarbeiten in der Werft zur Vorbereitung des Erstfluges nach Überholung


Die Arbeiten erfolgen natürlich exakt nach den vorliegenden Werksvorschriften. Diese sind wiederum immer wieder ein Quell der Freude. Zum einen sind die "manuals" in besten Schwizer-Dytsch abgehalten, also in Dialekt geschrieben, zum anderen sind die handschriftlichen Anmerkung eine wunderbare Zeitreise. Die Handbücher sind also eine schöne Zeitkapsel die es zu erforschen gilt.

Prüfung des Kühlsystemes

Überprüfung der Verschlauchung des Hispano Suiza Aggregates

Mai 2013
Das Flugzeug ist bereit für den Flug und wurde in die "Staffelhalle" von MaxAlpha Aviation GmbH verbracht


Juni 2013
Finale Arbeiten am 2.Sitz im Flugzeug. Der Passagier soll ja bequem sitzen und zwar in Flugrichtung und nicht seitlich wie beim Schleppeinsatz und/oder nach hinten gerichtet als Bordschütze. Es sind eben die vielen Kleinigkeiten die solch ein Projekt aufwändig machen.

Die Zulassung ist durchgeführt, die EKW C-3603-1 trägt nun die Deutsche Registrierung D-FRBI

Juli 2013
Restarbeiten zur Vorbereitung des Erstfluges


Interessantes Detail zur C-3603. Dem Flugzeug zugehörig ist ein Original-Satz Spezialwerkzeug.
Diese im Originalwerkzeugkasten verstauten Werkzeuge garantieren eine optimale Wartungsmöglichkeit

"final checks"


August - September 2013
30.August 2013
Erstflug durch Achim Meier. Auf dem backseat der verantwortliche Mechaniker Oleg. Der Erstflug verlief erwartungsgemäß problemlos.
Auch die weiteren Checkflights im September verliefen zu unserer vollsten Zufriedenheit. Damit ist dieses ausserordentliche Projekt vorerst abgeschlossen.

EKW C-3603-1 D-FRBI - Erstflug & Checkflights
April 2014
Das Flugzeug wurde mittlerweile über MeierMotors-aircraftsales verkauft. Der neue Eigentümer hat sich dafür entschieden, das Flugzeug auf Doppelsteuerung umzubauen. Natürlich wird alles reversibel gestaltet. So ist innerhalb kurzer Zeit der Beobachter/Bordschützenplatz wieder einzurichten um "historisch korrekt" bei Airshows aufzutreten.


Ausbau des zweiten Cockpits
Die Teile für den Doppelsteuerumbau werden gesichtet, sortiert und wieder aufbereitet

Einbau und Anpassung der "Brücke", eine Art Verstrebung und auch Aufnahme der Steuerungselemente

Anpassung der neuen Kabinenhaube an das Rumpfwerk




weitere erfolgreiche Testflüge mit Achim Meier am Steuer



Juni 2014
Weitere Testflüge im Juni 2014 - alles perfekt. Das Flugzeug ist bereit für die Airshow Season 2014 und hatte bereits ihren ersten Auftritt in der breiten Öffentlichkeit bei der AIR14 in Payerne
EKW C-3603-1 D-FRBI - Juni 2014
Mai 2015
Das Flugzeug ist wieder bei uns in der Werft. Es stehen die üblichen Servicearbeiten zum Beginn der Saison an


Hispano insights - erstaunliche Ähnlichkeiten zum Klimov und Allison V-12
Ventiltrieb



und hier eine wunderbare Luftaufnahme von Christian Brankamp

Das Jahr 2016
Das rare Flugzeug erhält im Mai 2016 einen kleinen Service in der Werft um für die Airshow-Saison fit zu sein


Das Jahr 2017
Die C-36 erhält im Mai 2017 den obligatorischen Check - maintenance by MeierMotors


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